Reifenpanne mit dem Caravan
Caravan

Reifenpanne mit dem Caravan

Meine größte Angst beim Gespannfahren war der Gedanke an eine Reifenpanne. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie sich ein einachsiger Wohnwagen wohl verhalten würde, wenn einer der beiden Reifen ausfällt.

Seit unserer Tour an die Côte d’Azur im Herbst 2023 weiß ich, wie sich der Caravan bei einer Reifenpanne verhält. Und, um es gleich vorwegzunehmen: es ist kein Grund sich zu fürchten. Doch eins nach dem anderen.

Im Herbst 2023 verbrachten wir vier Wochen an der Côte d’Azur. Am zweiten Anreisetag ereilte uns bei Orange eine Reifenpanne. Es geschah am Samstagmorgen gegen 10 Uhr.

Die Panne selber verlief überraschend unspektakulär. Sie kündigte sich mit einer Veränderung des Fahrgeräuschs an. Es hörte sich etwa so an, als ob man den Fahrbahnbelag von Flüsterasphalt auf eine raue Oberfläche wechselt. Kurz darauf veränderte sich das Geräusch dann zu einem deutlichen Klopfgeräusch, was auch mit holprigem Fahrverhalten einherging. Der schnelle Blick in den Rückspiegel zeigte etwas aufsteigenden Qualm sowie die ausschlagende Reifenkarkasse.

Das Gespann wies erfreulicherweise keinerlei Beeinträchtigung in der Spurstabilität auf. Somit konnte ich kontrolliert nach rechts auf den Standstreifen fahren.

Die Position, an der wir zu Stehen kamen, konnte kaum unglücklicher sein. Der Standstreifen war mit einer etwa anderthalb Meter hohen kaum überwindbaren Betonmauer und einem dahinterliegenden Zaun vom angrenzenden Gebüsch getrennt. Die Panne war fahrerseitig und konnte deshalb nicht in Augenschein genommen werden.

Standstreifen mit Betonwand
Standstreifen mit Betonwand

Meine Frau telefonierte beherzt englisch-französisch radebrechend mit allen möglichen Leuten und schaffte es schließlich einen Abschlepper zu organisieren. Dieser forderte uns zunächst auf, etwa 500 Meter über den Standstreifen bis zur nächsten Haltebucht weiterzufahren. Es waren die 500 qualvollsten Meter meines Lebens. Mit jeder Drehung schlug die Reifenkarkasse einmal in den Radkasten. In meinem Kopf entstanden die wildesten Bilder der daraus folgenden Beschädigungen.

Mangels Ersatzrad musste Mr. Hobbs Huckepack genommen werden. Offenbar war der Herr vom Abschleppunternehmen damit leicht überfordert. Denn ihm entging, dass er beim Anziehen des Stahlseils, welches den Wohnwagen auf die Ladefläche zieht, das Bugrad umknickte (unten im Bild erkennbar).

Aufladen des Caravan nach der Reifenpanne
Aufladen des Caravan nach der Reifenpanne

Nachdem Mr. Hobbs endlich verladen war und der Herr vom Abschleppunternehmen sich etwas entspannen konnte, wurde er sehr hilfsbereit. Der zusätzliche Schaden, den er verursacht hatte, war ihm offenbar extrem unangenehm.

So fuhr er dann mit uns zwei Reifenhändler in und um Orange an. Doch es war trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich ein Ersatzrad zu organisieren. Schließlich war es bereits halb 12 und um Punkt 12 beginnt das Wochenende. Eine halbe Stunde vor Feierabend kann man natürlich keinen Auftrag mehr annehmen. Das muss man verstehen. *Sarkasmus aus*

Mr. Hobbs beim Reifenhändler
Mr. Hobbs beim Reifenhändler

Am Ende landeten wir auf dem Hof des Abschleppunternehmens und richteten uns zunächst für das Wochenende ein. Da wir nicht über Nacht im Caravan bleiben durften (tagsüber aber Zugang hatten), suchten wir uns schnell ein Hotel und sorgten dafür, dass wenigstens der Nachschub an kühlen Getränken gesichert ist. Wie gut, dass unser Kühlschrank auf Gas betrieben werden kann.

Als wir dann am Nachmittag allein mit unserem Schicksal waren, konnten wir den Schaden erstmals vollständig begutachten. Was zunächst auffiel war, dass Hobby unseren Caravan im Mai auf Reifen eines Noname Anbieters mit M+S Kennzeichnung (ist das normal?) ausgeliefert hat. Es lässt sich schwerlich rekonstruieren, wie es zur Reifenpanne kam. Der Umstand, dass es sich um einen Billigreifen handelt, steigert aber nicht unbedingt unser Vertrauen, dass es nicht am Material liegen könnte.

Beschädigter Reifen
Beschädigter Reifen

Neben der Beschädigung des Reifens selber stand die weiße Kunststoffverkleidung am Radkasten, die schon ab Werk labberig ist, ein Stück weit ab. Das Bugrad war unrettbar umgeknickt und die Schelle, die es hält verbogen. Wenn wir unseren Urlaub fortsetzen wollten, musste also auch das Bugrad repariert werden. Andernfalls wäre ein Manövrieren in die engen Stellplätze wohl ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Noch am Samstag organisierten wir die Reparatur. Der Herr vom Abschleppdienst unterstützte uns bis spät am Nachmittag mit zahlreichen Telefonaten. Glücklicherweise hatte er zu vielen Unternehmen eine direkte Durchwahl, während wir in irgendwelchen Warteschleifen verhungerten.

So gelang es für Montag früh Markenreifen zu bestellen und einen Zubehörhändler zu finden, der ein Bugrad auf Lager hatte. Beides holten wir am Montag in aller Frühe ab, um die Reparatur beim Abschleppunternehmen zu beschleunigen. Die Reifen waren dann schnell getauscht. Die Reparatur des Flansch gestaltete sich hingegen als deutlich herausfordernder als gedacht.

Zunächst bog der Mechaniker den Flansch soweit zurecht, dass er das Bugrad wieder aufnahm und wähnte sich bereits fertig. Doch die Deichsel rutschte langsam am Bugrad hinunter. Das Flansch packte nicht fest genug.

So wurde dann alles wieder ausgebaut und das Flanschstück in der Werkstatt im Schraubstock mit schweren Hämmern bearbeitet. Nach einer halben Stunde kam ein nahezu vollständig wiederhergestelltes Teil aus der Wekstatt und konnte in einer weiteren halben Stunde eingebaut werden.

So verließen wir dann gegen 11 mit einem reichlich unterdimensionierten aber funktionsfähigen Bugrad und zwei neuen Markenreifen den Hof.

Nach unserem Urlaub ließen wir von einem Anhängerspezialisten zusammen mit einer Bremseinstellung das Bugrad durch ein extrem viel wertigeres Bugrad als das Original ersetzen, die Flansch durch ein Neuteil austauschen und den Radkasten reparieren. Und wo wir schon einmal dabei waren, wurde außerdem der 13-Pol-Stecker, der sich bereits von alleine auflöste, durch ein Qualitätsprodukt ersetzen.

Zusammenfassend haben wir gelernt, dass eine Reifenpanne harmlos verläuft und nicht zwangsläufig zu einem Ausbrechen des Caravans führen muss. Außerdem werden wir beim nächsten Caravan sofort auf die Reifen achten und diese gegebenenfalls durch Markenreifen ersetzen. Schließlich haben wir gelernt, dass Reifendruck per se wichtig ist, außerdem aber auch eine bevorstehende Reifenpanne anzeigen kann. Deshalb haben wir uns die „EasyDriver Safetyre Reifendrucküberwachung“ gekauft. Ob und wie zuverlässig sie arbeitet und hilft, können wir natürlich noch nicht sagen. Aber wir erhoffen uns davon zumindest den Reifendruck dauerhaft im Blick zu haben.

Schließlich überlegen wir, ob es sinnvoll sein könnte einen Ersatzreifen mitzuführen. Was denkst Du? Lohnt sich die Investition? Oder überbewerten wir dieses einmalige Erlebnis?

Am Ende war die Reifenpanne aber vor allem ein Glücksfall.
Warum? Das verraten wir Dir in Kürze in unserem nächsten Beitrag…

 

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  • Aufladen des Caravan nach der Reifenpanne: Bildrechte beim Autor
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